Bodenbiodiversität
Boden - Lebensraum für fast 60 % aller auf der Erde vorkommenden Arten
Böden beherbergen eine enorme Vielfalt an Lebewesen, von mikroskopisch kleinen Pilzen und Bakterien bis hin zu größeren Tieren wie Regenwürmern, Asseln und Tausendfüßern. Böden gelten als Hotspots der Biodiversität, da sie Lebensraum für fast 60 % aller auf der Erde vorkommenden Arten sind (Anthony et al. 2023). Die Bodenlebensgemeinschaft ist ein komplexes Netzwerk, das den Boden gesund und funktionsfähig hält. Ob groß oder klein – jedes Lebewesen im Boden spielt dabei eine wichtige Rolle! Die geringe Körpergröße, die riesige Artenzahl und der hohe Erfassungsaufwand sind unter anderem Gründe dafür, dass uns viele der Organismen unter unseren Füßen noch unbekannt sind. Die Kenntnis der Bodenbiodiversität erweitert unser Wissen über die Funktionsweise von Ökosystemen und ist wichtig für die Entwicklung nachhaltiger Landnutzungs- und Bodenmanagementpraktiken.
Weiterführende Informationen
Was ist Bodenbiodiversität?
Bodenbiodiversität wurde vom Nationalen Monitoringzentrum zur Biodiversität als ein Schwerpunktthema identifiziert. Inhaltlich wird das Thema vor allem vom Fachgremium „Monitoring der Bodenbiodiversität und ihrer Funktionen“ bearbeitet. Das Fachgremium hat sich auf folgende Definition für Bodenbiodiversität in Anlehnung an die FAO geeinigt.
Monitoring der Bodenbiodiversität in Deutschland
Das Monitoring der Bodenbiodiversität ist ein unverzichtbarer Bestandteil des bundesweiten Biodiversitätsmonitorings. Es existieren bereits eine Reihe fortlaufender Erfassungsprogramme, die mit dem Thema Bodenzustand befasst sind. Doch die Vergleichbarkeit von Daten zur Bodenbiodiversität ist eingeschränkt, sodass eine Bewertung des Zustands und der Veränderungen der Bodenbiodiversität auf Bundesebene derzeit nicht möglich ist.
Warum brauchen wir ein bundesweites Bodenbiodiversitätsmonitoring?
Bodenbiodiversität spielt eine entscheidende Bedeutung, damit terrestrische Ökosysteme funktionieren. Bisher gibt es jedoch kein bundesweit repräsentatives Monitoring der Bodenbiodiversität.
Ein bundesweites Bodenbiodiversitätsmonitoring:
- schafft ein vertieftes Verständnis von Prozessen der Entstehung und Veränderung von Biodiversität.
- bietet die Grundlage für die Evaluierung, den Erhalt und die Verbesserung der Bodenbiodiversität.
- hilft Maßnahmen zum Schutz der Bodenbiodiversität (landwirtschaftliche Praxis, Schutzgebietsmanagement) abzuleiten.
Das politische Momentum sollte genutzt werden, um die Prozesse für ein bundesweites Bodenbiodiversitätsmonitoring schnell und pragmatisch umzusetzen. Aktuell besteht ein hohes wissenschaftliches, öffentliches und politisches Interesse an der Verbreitung, den treibenden Kräften, den Trends und den Schutzmaßnahmen für die Bodenbiodiversität. Beispiele sind die geplante Maßnahme eines Bodenbiodiversitätsmonitorings im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, das neue EU Soil Monitoring Law, die Einrichtung des Bodenmonitoringzentrums am Umweltbundesamt, sowie weitere Aktivitäten im Rahmen von europäischen Initiativen und Netzwerken (biodiversa+, SoilBon, NetSob, FEdA).
Konzept für ein bundesweites Bodenbiodiversitätsmonitoring
Im Monitoringzentrum engagieren sich Fachleute aus Bundes- und Landesfachbehörden, Forschung und Monitoringpraxis in einem Fachgremium zur Bodenbiodiversität. Gemeinsam erarbeiten Sie Grundlagen für ein bundesweit harmonisiertes Bodenbiodiversitätsmonitoring. Aktuell erstellt das Monitoringzentrum mit dem Fachgremium einen Vorschlag für ein Basiskonzept, das Teil des Gesamtkonzepts zur „Weiterentwicklung des bundesweiten Biodiversitätsmonitorings“ sein wird.
Arbeiten des Monitoringzentrums
Das Monitoringzentrum und sein Fachgremium haben folgende Schritte zur Entwicklung des Konzepts für ein bundesweites Bodenbiodiversitätsmonitorings unternommen:
Für ein bundesweit harmonisiertes Bodenbiodiversitätsmonitoring baut das Monitoringzentrum auf bestehende Monitoringprogramme auf. Dabei zeigt es Synergien zu laufenden und geplanten Monitoringaktivitäten auf. Das Bodenbiodiversitätsmonitoring soll die Grundlage für die Evaluierung, den Erhalt und, wo möglich, die Verbesserung der Bodenbiodiversität und der Bodengesundheit schaffen.
Eine Übersicht bundesweit laufender oder geplanter Erfassungsprogramme mit Bodenbiodiversitätsbezug finden Sie in dem Poster der Bodenfachtagung 2023.
Das Monitoringzentrum hat ein Projekt umgesetzt, um aktuelle Informationen zur Erfassung von Bodenorganismen und deren Funktionen im bundesweiten Biodiversitätsmonitoring zusammenzustellen. Diese Informationen helfen dem Fachgremium, praktische und informationsreiche Monitoringmodule zu entwickeln. Ein modular aufgebautes, bundesweit harmonisiertes Bodenbiodiversitätsmonitoring soll verlässliche Daten zur Bewertung der Bodenbiodiversität in Deutschland liefern, basierend auf festgelegten Leitfragen und Zielen.
Als Grundlage für ein bundesweites Bodenbiodiversitätsmonitoring wurden gemeinsam mit dem Fachgremium Bodenbiodiversität konkrete Ziele für das Monitoring der Bodenbiodiversität und ihrer Funktionen formuliert.
Das Fachgremium des Monitoringzentrums zur Bodenbiodiversität empfiehlt Bodenorganismengruppen für die Basiserhebung des bundesweiten Bodenbiodiversitätsmonitorings. Die Auswahl basiert auf den Erkenntnissen des Rechercheprojekts „Erfassung von Bodenorganismen und deren Funktionen in einem bundesweiten Biodiversitätsmonitoring".
Monitoring der Bodenbiodiversität in Europa
Das Monitoringzentrum beteiligt sich am Biodiversa+-Pilotprojekt „Soil biodiversity in protected, near-natural forests“, das auf eine europaweite Erfassung der Biodiversität in naturnahen Wäldern ausgerichtet ist (Laufzeit 2023–2024).
Hauptaufgaben des Pilotprojektes sind:
- Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit sammeln: Entwickeln eines praktikablen Versuchsdesigns und Definition gemeinsamer Protokolle für Feld- und Laborarbeiten, sowie Aufbau eines internationalen Netzwerks
- Anwendbarkeit und Anforderungen von eDNA-Methoden zur Gewinnung taxonomischer Daten mit hoher Auflösung prüfen
- mögliche administrative und logistische Hindernisse identifizieren und Lösungen vorschlagen, beispielsweise zur Beantragung von Genehmigungen, Logistik der Probenahme und Datenmanagement
Beitrag des Monitoringzentrums
Im Auftrag des Monitoringzentrums werden in Deutschland derzeit 6 Waldstandorte bodenbiologisch untersucht. Innerhalb des Projekts erfolgt eine umfassende Analyse der Mikroorganismen sowie Mikro-, Meso- und Makrofauna. Für die Erfassung wird das SoilBON Protokoll angewendet. Es sichert die Anschlussfähigkeit der Ergebnisse an andere europäische und internationale Projekte.