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Bundesamt für Naturschutz

Fit for purpose: Citizen Science für das bundesweite Biodiversitätsmonitoring

Workshop
Das Museum für Naturkunde Berlin und das Monitoringzentrum diskutierten mit Fachleuten die Einbindung von Citizen Science Daten in das bundesweite Biodiversitätsmonitoring.
Datum, Uhrzeit
28.11.2024 (Do.) 12:00 Uhr
 
29.11.2024 (Fr.) 13:00 Uhr
Veranstaltungsort
Museum für Naturkunde Berlin
Veranstalter*in
Monitoringzentrum, Museum für Naturkunde Berlin
Leitung
Sophie Ewert (Museum für Naturkunde Berlin), Roland Krämer (Monitoringzentrum), Theresa Warnk (Monitoringzentrum)
Zielgruppe
Fachleute und Aktive aus Fachgesellschaften, Fachverbände, Citizen Science, Forschung, Monitoringpraxis, Landesfachbehörden (Teilnahme auf Einladung)
Veranstaltungssprache
Deutsch

Das Biodiversitätsmonitoring in Deutschland ist in vielen Bereichen noch lückenhaft; dies betrifft viele Artengruppen, Landschaftstypen und Einflussgrößen. In Deutschland gibt es neben den behördlichen Monitoringprogrammen von Bund und Ländern zahlreiche Forschungsinitiativen und Projekte im Bereich Citizen Science (Bürgerwissenschaften), die einen wichtigen Beitrag zum Biodiversitätsmonitoring leisten und in Zukunft potentiell zunehmend leisten könnten, wenn notwendige Rahmenbedingungen erfüllt sind.

Im Vordergrund steht das Hinweisschild an der Treppe zum Seminarraum des Workshops, im Hintergrund ist verschwommen ein Dinosaurierschädel in einer Vitirine zu sehen
Der Workshop fand im Museum für Naturkunde Berlin statt - unweit der Dinosaurier.

Im Workshop nahmen wir vor allem die Potenziale aber auch die Grenzen von Citizen Science für das Biodiversitätsmonitoring unter die Lupe. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, das bundesweite Biodiversitätsmonitoring weiterzuentwickeln und dabei gezielt Citizen Science zu stärken. Der Workshop-Inhalt baute unter anderem auf den Ergebnissen einer deutschlandweiten Umfrage auf, die im Juli durchgeführt wurde und aktuell ausgewertet wird.

Mit Hilfe von Impulsvorträgen und an verschiedenen Thementischen erläuterten und diskutierten wir die wichtigsten Punkte und Rahmenbedingungen für Citizen Science Projekte um sie in das bundesweite Biodiversitätsmonitoring zu integrieren.

Mit der Keynote eröffnete Dr. Michael Pocock, UK Centre for Ecology and Hydrology, den Workshop. Er berichtete er aus den langjährigen Erfahrungen des Biological Records Centre. 

Moritz Müller von mit:forschen informierte über das Vorgehen bei der Planung von Citizen Science Projekten. Die Plattform mit:forschen bietet hier zahlreiche Leitfäden. Initiator*innen von Citizen-Science-Projekten können Projekte einstellen, Erfahrungen austauschen und sich vernetzen.

Dr. Saskia Schirmer, Angewandte Zoologie und Naturschutz der Universität Greifswald, stellte das Projekt Battrend vor. Mit Hilfe statischer Methoden lassen sich Populationstrends aus Überwinterungsdaten von Fledermäusen bestimmen. Die Rohdaten stammen unter anderen durch ehrenamtliche Erhebungen. 

Dr. Yannick Brenz stellte das Online-Portal ArtenFinder Berlin vor. Das Portal bietet Naturbeobachter*innen die Möglichkeit Artfunde zu dokumentieren, die von Expert*innen validiert werden. Des Weiteren bietet die ArtenKenner-Initiative Kurse und Mentorenprogramme für ausgewählte Insektengruppen an, um die Artenkenntnis zu fördern.

Am ersten Thementisch wurden Lücken, Bedarfe und Anforderungen aus Sicht des Biodiversitätsmonitoring besprochen. Um eine größere Abdeckung in Raum und Zeit sowie der Anzahl der Artengruppen zu erreichen, können Citizen Science Initiativen das behördliche Monitoring unterstützen. Dies ließe sich zum Beispiel durch „Adaptive Sampling“ erreichen, indem man Menschen gezielt zu Monitoringlücken „schickt“. Als geeignete Arten wurden vor allem leicht zu findende und zu bestimmende Arten angesehen. Aber auch seltene Arten könnten zur Teilnahme motivieren, da diese die Sammellust ansprechen. Grundsätzlich sollten möglichst einheitliche Referenzlisten genutzt werden, unabhängig davon ob es sich um ein Citizen Science Projekt handelt. Diese Listen sollen kuratiert und regelmäßig aktualisiert bereitgestellt werden. Des Weiteren bleiben die großen Herausforderungen wie rechtliche Aspekte, Logistik und Standardisierung von Methoden bestehen. Auch das Management und Biodiversitäts- und Begleitdaten wurde diskutiert. Wichtig ist, dass in den Metadaten die Methodik und der Kontext der Beobachtung beziehungsweise Kartierung hinterlegt sind. Dies dient unter anderem dazu die passende Auswertemethode für die Daten zu wählen. Kritisch wurde die Vielfalt an Datenbanken, Portalen und MeldeApps gesehen. Die Intransparenz der Datenflüsse und Datenursprünge solle zukünftig besser koordiniert werden.

Am zweiten Thementisch diskutierten die Teilnehmenden über Lücken und Potenziale von Citizen Science für das Biodiversitätsmonitoring. Citizen Science können als Labor für Methoden und Vorgehensweisen dienen. Über ein Co-Designansatz ließe sich die Zusammenarbeit und das Miteinander zwischen Gesellschaft und Wissenschaft stärken. Citizen Science Projekte spielten in der Nachwuchsförderung und Förderdung der Artenkenntnis eine wichtige Rolle. Citizen Scientist könnten jedoch nicht Fehlstellen im Hauptamt ausgleichen, sondern nur einen (wertvollen) Beitrag leisten. Durch die Präsenz der Menschen in der Fläche ist es über Aufrufe zur Erhebung möglich, einen schnellen Adhoc-Eindruck zu erhalten. Man müsse jedoch beachten, dass der Aufwand für diese Bioblitze nicht zu unterschätzen sei möglicherweise ein räumlich verzerrtes Bild ergeben könne.

Am Thementisch „Artengruppen- und Lebensraumübergreifendes Monitoring - ein Sandkasten Projekt“ beleuchtet die Teilnehmenden warum ein arten- oder lebensraumübergreifendes Monitoring sinnvoll ist, was bei solchen Projekten zu beachten sei und warum Citizen Science dabei unterstützen könnte. Als konkretes Beispiel wurde ein Projekt zum Thema “Totholz als Lebensraum und seine Effekte auf Organismengruppen” geplant.

Wie geht es weiter?

Das Monitoringzentrum und das Citizen Science Team des MfN Berlin werden weiterhin eng zusammenarbeiten, um das Thema Citizen Science in das bundesweite Biodiversitätsmonitoring zu integrieren. 

Das Gesamtkonzept soll entsprechend ein Kapitel enthalten, das identifiziert wo geeignete Aktionsfelder für Citizen Science liegen. Das MfN und weitere Akteure der Citizen Science und Ehrenamtsgemeinschaft sollen hier als Ko-Autor*innen eingebunden werden.  

Programm - Donnerstag, 28.11.2024

12:00 - 13:00 UhrAnkommen und Snacks
13:00 - 13:30 UhrBegrüßung und Einführung,
Vorstellung der Umfrageergebnisse
13:30 - 14:00 UhrKeynote: "Tapping the potential of citizen science for biodiversity monitoring", 
Michael Pocock (Hybrid)
14:00 - 14:20 UhrBiodiversitätsmonitoring in Deutschland und die Rolle von Citizen Science 
15:00 - 18:00 UhrWorkshops: 
1) Lücken, Bedarfe und Anforderungen vom Biodiversitätsmonitoring
2) Lücken und Potenziale von Citizen Science für das Biodiversitätsmonitoring
3) Citizen Science im Biodiversitätsmonitoring - fit for purpose
18:30 Uhrgemeinsames Abendessen (Selbstzahler)

Programm - Freitag, 29.11.2024

09:00 - 10:00 UhrEinführung
Vorträge von
Moritz Müller von mit:forschen
Yannick Brenz von Artenfinder    
Saskia Schirmer von BATLAS                                                                
10:30 - 11:45 UhrThemenRäume: Fit for purpose - Themenspezifische Eckpunkte für eine bessere Fitness
12:15 - 13:00 UhrAbschlussdiskussion im Plenum
13:00 UhrEnde
ab 13:00 UhrMuseumsbesuch auf Wunsch

Kontakt im Monitoringzentrum

Nationales Monitoringzentrum zur Biodiversität am Standort des BfN in Leipzig
0341 30977-222
Alte Messe 6, 04103 Leipzig
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