Vortragender: Prof. Dr. Axel Hochkirch (Universität Trier)

Weltweit beobachten man ein massives Artensterben. Doch auch die Kenner*innen der Artenvielfalt scheinen seltener zu werden. Entomologische Vereine werden zunehmend durch ältere Herren vertreten und der Nachwuchs scheint nur spärlich zu sein. Doch wie lässt sich diese Krise der Artenkenner*innen quantifizieren? Die Europäische Kommission hat die IUCN (International Union for Conservation of Nature), CETAF (Consortium of European Taxonomic Facilities) und den Verlag Pensoft beauftragt, eine Europäische Rote Liste der Insekten-Taxonomen zu erstellen. Diese Rote Liste beruht auf zwei Pfeilern: 

1. In einer quantitativen Analyse der Zahl publizierter Artikel wurde die taxonomische Kapazität in einzelnen Ländern und zu einzelnen Insektenordnungen analysiert. 
2. In einer Umfrage führten 1.527 Europäische Taxonom*innen eine Selbsteinschätzung durch. Hierdurch konnten man Aufschluss zur geographischen Verteilung, Geschlechter-Verteilung, Alter, Berufserfahrung, Beschäftigungsverhältnissen und Forschungsschwerpunkten bekommen. 

Die Analysen zeigen, dass es zwischen den Ländern starke Unterschiede in der taxonomischen Expertise gibt, sowie dass einige Artengruppen massiv unterbearbeitet sind. Gerade für sehr artenarme Artengruppen gibt es häufig keine Alpha-Taxonomen. Besonders schwierig ist die Lage in Ländern ohne größere Forschungsmuseen oder ohne Akademien der Wissenschaften.