Bundesregierung beschließt Einrichtung des nationalen Monitoringzentrums zur Biodiversität
Die Bundesregierung hat heute auf Vorschlag von Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Einrichtung des nationalen Monitoringzentrums zur Biodiversität beschlossen. Damit wird ein Grundstein gelegt, um die Datenbasis zu Entwicklungen der biologischen Vielfalt deutlich zu verbessern. Das nationale Monitoringzentrum wird beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Leipzig angesiedelt und nimmt bereits in diesem Monat die Arbeit auf.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Arten und Ökosysteme sind weltweit stark gefährdet und auch in Deutschland geht die biologische Vielfalt deutlich zurück. Die Vielfalt von Arten und Ökosystemen ist unsere Lebensgrundlage, darum ist ihr Verlust auch ein existenzielles Problem für die Menschheit. Wir brauchen belastbare Daten, um möglichst zielgenaue Maßnahmen gegen den Artenschwund zu erarbeiten. Mit dem Monitoringzentrum schaffen wir deshalb jetzt ein festes Fundament, um zukünftig das gesamte Wissen zum Zustand der Arten und Lebensräume in Deutschland zusammenführen und zugänglich zu machen. Dieses Wissen wird uns auch dabei helfen, die Wirkung von Naturschutzmaßnahmen besser zu überprüfen."
Um dem Verlust der Artenvielfalt wirksam entgegenzutreten, sind belastbare Daten zum Zustand und zur Veränderung von Natur und Landschaft sowie zu wichtigen Einflussgrößen notwendig. Auf einer solchen Grundlage lassen sich Ursachen von Biodiversitätsveränderungen fundierter analysieren sowie Handlungsmöglichkeiten zur Förderung, Schutz und nachhaltiger Nutzung der biologischen Vielfalt genauer aufzeigen.
Das Ziel des nationalen Monitoringzentrums zur Biodiversität ist es deshalb, das bundesweite Biodiversitätsmonitoring auszubauen und langfristig zu sichern. Biodiversitätsmonitoring nutzt standardisierte, wissenschaftlich fundierte Methoden, um über einen langen Zeitraum repräsentative Daten mit Hilfe von Stichproben zu erheben. In Deutschland gibt es bereits einige etablierte Monitoringprogramme wie z.B. das bundesweite Vogelmonitoring. Diese Programme erheben bereits wertvolle Daten zu bestimmten Artengruppen oder Lebensräumen. Um eine Beobachtung und Bewertung des Zustands der Biodiversität zu ermöglichen, ist es jedoch notwendig, Informationen aus bestehenden Programmen zusammenzuführen sowie diese durch neu zu entwickelnde Monitoringprogramme zu ergänzen.
Das nationale Monitoringzentrum zur Biodiversität wird deshalb die bestehenden Monitoringprogramme koordinieren und erweitern. Es wird die Daten auch einfacher verfügbar und zugänglicher machen. Die Digitalisierung eröffnet dabei neue Möglichkeiten, um das Biodiversitätsmonitoring durch Mustererkennung oder künstliche Intelligenz voranzubringen, um so automatisch Arten zu erkennen oder den Zustand von Lebensräumen zu bewerten. Zu den Aufgaben des Monitoringzentrum gehört es auch die Öffentlichkeit sowie in der Beobachtung Aktive über die gewonnenen Erkenntnisse zu informieren.
Die Zentrale des nationalen Monitoringzentrums wird beim BfN an der Außenstelle in Leipzig angesiedelt. So lässt sich auf den langjährigen Arbeiten und Erfahrungen des BfN im Bereich des Biodiversitätsmonitorings aufbauen. Für die Anschubfinanzierung wurden Mittel im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen in Höhe von knapp 73 Millionen Euro beantragt. Perspektivisch werden rund 60 Personen für das Biodiversitätsmonitoring arbeiten. Das neue Zentrum wirkt daher auch als Stärkung des Wissenschaftsstandorts im Raum Leipzig-Halle-Jena. Zu den dortigen Einrichtungen zählen neben den Universitäten beispielsweise das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig sowie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Darüber hinaus wird das Monitoringzentrum weitere Forschungseinrichtungen, die Länder sowie ehrenamtlich getragene Fachgesellschaften, Verbände und Kartiererinnen und Kartierer eng einbeziehen. Schon jetzt spielen diese eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des Biodiversitätsmonitorings in Deutschland. Auch auf europäischer und internationaler Ebene wird das Monitoringzentrum eng mit den relevanten Institutionen zusammenarbeiten.
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Reaktorsicherheit